Zartbitter Fachinformationen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen,

heute bekommen Sie unsere Informationen mit einem neugestalteten Schriftzug. Damit geben wir eine Antwort auf die starke Nachfrage nach den Zartbitter-Fachinfos. Es begann damit, dass wir vor ein paar Jahren gelegentlich Kolleg*innen und interessierte Eltern mit aktuellen Informationen anmailten. Inzwischen erreichen uns mehr und mehr Bitten um Aufnahme in den Verteiler. Das ist uns Anlass, die Aufmachung der Zartbitter-Fachinfos ein wenig zu professionalisieren. Wir werden uns bemühen, in Zukunft relativ regelmäßig ca. alle zwei Monate praxisrelevante Informationen  für Fachkräfte und engagierte Eltern zusammenzustellen und zu verschicken. Häufiger schaffen wir nicht. Wir möchten dieses Forum dazu nutzen, um Ideen und Anleitungen für die alltägliche Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch und sexuelle Übergriffe durch Kinder und Jugendliche sowie Hilfen für Betroffene zu geben.

Schritt für Schritt möchten wir nun unseren Verteiler aktualisieren. Falls Sie Interesse haben, die nunmehr „neu gestylten“ Zartbitter-Fachinfos zu erhalten, bitten wir Sie, sich hier per Klick anzumelden: >>>

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dieses Schreiben an andere interessierte Fachkräfte und engagierte Eltern weiterleiten, damit auch sie Möglichkeit haben, die Zartbitter -Fachinfos zu bekommen.

Heute möchten wir Sie über folgenden Themen informieren:


Wir wünschen Ihnen und allen Mädchen und Jungen eine gute Zeit – und vor allem schönes Wetter, das wir nach dem langen Winter sicherlich alle genießen können!

Für das Zartbitter-Team

Ursula Enders

Schutz vor (sexuellen) Grenzverletzungen/Übergriffen durch Peers auf Ferienfreizeiten und Klassenfahrten – Tipp für die Praxis

Partizipative Erarbeitung:  „Persönliche Kinderrechte auf unserer Ferienfreizeit/Klassenfahrt“

Viele Träger der Jugendhilfe befinden sich zurzeit in den Vorbereitungen von Ferienfreizeiten. Gemeinsam mit mehreren Jugendverbänden hat Zartbitter Plakate zu Ferienfreizeiten entwickelt, die sich hervorragend eignen, um unter Partizipation Rechte von Mädchen und Jungen zum Schutze persönlicher Grenzen auf Ferienfreizeiten zu erarbeiten – zum Beispiel das Recht am eigenen Bild, das Recht, ungestört duschen zu dürfen und auf Hilfe bei sexueller Belästigung.

Auf den in großer Stückzahl sehr kostengünstig über den Zartbitter-Onlineshop zu beziehenden Plakaten „Zeltlager Tag“, „Zeltlager Nacht“, Mädchenzeltlager“ und „Jugendherberge“ sind zahlreiche Situationen abgebildet, in denen persönlichen Grenzen sowohl von Jungen als auch Mädchen verletzt werden. In Kleingruppen  - oftmals sinnvollerweise zunächst nach Geschlechtern getrennt – bewerten die Jugendlichen die Situationen und kreisen diese entsprechend mit rote bzw. grünem Edding ein. Im gemeinsamen Gespräch über die Situationen werden Gruppennormen reflektiert.

Die anschließende Frage „Welche Rechte müssen auf unserer Fahrt gelten, damit sich alle wohl und sicher fühlen?“ leitet die Erarbeitung von Rechten ein, die von allen verbindlich geachtet werden müssen. Diese Rechte werden von allen unterschrieben: Kinder und Jugendliche zeichnen ebenso wie Betreuungspersonen und pädagogische Fachkräfte, dass sie die Rechte der anderen achten. Eltern müssen gegenzeichnen, dass sie mit ihren Töchtern und Söhnen über die Rechte gesprochen haben.

In der Praxis zeigt sich, dass unter Partizipation mit Jugendlichen erarbeitete Rechte für diese eine größere Verbindlichkeit haben, als von Erwachsenen vorgegebene Regeln. Zudem fällt es Betroffenen von (sexuellen)Grenzverletzungen leichter, auf die Achtung ihrer persönlichen Rechte zu bestehen, als einen anderen Jugendlichen zu „verpetzen“.

Unter www.sichere-orte-schaffen.de finden Sie ein Beispiel, das mit Schüler*innen vor einer Skifreizeit erarbeitet wurde.


      
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Neu illustrierter Cartoon: Sexuelle Selbstbestimmung jugendlicher Mädchen

In unserer letzten Mail von Februar haben wir Sie bereits darüber informiert, dass Zartbitter Dank der freundlichen Unterstützung der Postbank Code Lotterie die Anfang der 90er Jahre entwickelten und unter dem Titel „Auf den Spuren starker Mädchen“ herausgegebenen Cartoons neu überarbeiten und illustrieren kann. So auch den Cartoon zur sexuellen Selbstbestimmung von Mädchen.

„Nein heißt NEIN!“ war nicht nur der Slogan der Initiativen zur Verschärfung des Sexualstrafrechtes im Jahr 2016, bereits Anfang der 90er Jahre publizierte Zartbitter einen Cartoon mit diesem Titel. In dem Cartoon „Nein heißt NEIN!“ grenzt sich ein jugendliches Mädchen gegen ihren Freund ab, der ihre Grenzsetzung nicht akzeptiert. Die Jugendliche genießt den Austausch von Zärtlichkeiten, möchte aber noch keinen „richtigen Sex“.

Die Szenenfolge blieb in dem nun neu illustrierten Cartoon unverändert. Lediglich eine Formulierung wurde entsprechend der Empfehlungen jugendlicher Mädchen dem heutigen Sprachgebrauch angepasst. Auch hat die Jugendliche dunkle Haare, damit auch Mädchen mit Migrationshintergund sich mit ihr identifizieren können.

Den Cartoon können Sie auf festem Papier als Klassensatz kostengünstig im Zartbitter-Onlineshop erwerben.



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Neu illustrierter Cartoon: Jugendliche Babysitterinnen als Täterinnen/Frauen als Täterinnen

In dem Cartoon „Mädchen sind doch keine Puppen“ verletzt eine jugendliche Babysitterin die persönlichen Grenzen eines kleinen Mädchens beim „Pippi machen“. Sie verübt sexualisierte Gewalt. Den entsprechenden Cartoon „Jungen sind doch keine Puppen“ mit einem männlichen Opfer finden Sie unter www.sichere-orte-schaffen.de. Die neue Illustration der Cartoons wurde ebenso von der Postbank Code Lotterie gefördert.

Ca. 20% sexualisierter Gewalt wird durch Frauen und weibliche Jugendliche verübt. Anfang der 90er Jahre brach Zartbitter mit der Herausgabe dieses Cartoons das Redetabu über sexualisierte Gewalt durch jugendliche Mädchen – eine Problematik, die von Zartbitter bereits zum Zeitpunkt der Vereinsgründung gesehen wurde.

Der Cartoon „Mädchen sind doch keine Puppen!“, ausgestellt in der seinerzeit bundesweit tourenden Zartbitter-Präventionsausstellung, sorgte für viel Diskussionsstoff. Erfreut konnten wir beobachten, dass der Cartoon bereits damals nicht wenige erwachsene Frauen und auch jugendliche Mädchen ermutigte, über eigene sexualisierte Gewalterfahrungen durch Frauen zu sprechen.

Heute empfiehlt sich der Cartoon z.B. als Arbeitsmaterial in der Vorbereitung jugendlicher Mädchen und junger Frauen auf die Betreuung mit kleinen Kindern als Praktikantinnen, Au pairs, Leiterinnen von Kindergruppen, auf Ferienfreizeiten oder im Rahmen ihres Engagements in einem freiwilligen sozialen Jahr). Ebenso eignet er sich als Unterrichtsmaterial für die Ausbildung von Erzieher*innen und für Pädagogik-Leistungskurse der gymnasialen Oberstufe. Er regt zum Gespräch über einen grenzachtenden Umgang in Pflegesituationen an.

Zartbitter nutzt den Cartoon auch gelegentlich in der therapeutischen Arbeit mit kindlichen Opfern, die von jugendlichen Täterinnen missbraucht wurden. Im Einzelfall wird jedoch im Rahmen der Supervision zuvor reflektiert, ob der Cartoon den Verarbeitungsprozess von Gewalterfahrungen unterstützt oder in der Arbeit mit dem betroffenen Kind möglicherweise eine zu starke aufdeckende Wirkung hat und/oder das Risiko einer Retraumatisierung birgt.



Bitte anklicken zur Ansicht des gesamten Cartoons

Neu: Erweiterte Speak!-Studie zu sexualisierten Gewalterfahrungen von Jugendlichen, die Förderschulen besuchen

Am 12. April wurde auf einer Fachtagung der Universität Marburg die vom Hessischen Kultusministerium finanzierte Erweiterung der SPEAK-Studie zu "Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher", die Förderschulen besuchen, vorgestellt.

Der Vortrag von Frau Prof. Maschke war nicht nur brillant vorgetragen, er zeichnete ein sehr differenziertes Bild über die sexualisierten Gewalterfahrungen von Schüler*innen von Förderschulen und enthielt viele für die konzeptionelle Weiterentwicklung von Interventions- und Präventionsangeboten wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse.  Eine ausgezeichnete Erweiterung der inzwischen als Buchveröffentlichung erschienen Speak-Studie (siehe Literaturempfehlung unten).

Pflichtlektüre für alle Fachkräfte der Jugendhilfe, die mit Betroffenen arbeiten bzw. Präventionsarbeit leisten!

Presseerklärung: https://kultusministerium.hessen.de/presse/pressemitteilung/erweiterungsstudie-speak-foerderschule

Studie- Kurzfassung - mit einer differenzierten Darstellung unterschiedlicher Beeinträchtigungen: https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hkm/kurzbericht_speak_foerderschule_2018-04-12.pdf

 


                    

Kostenloses Download: Zartbitter-Smilies – Ideen für den pädagogischen Alltag

Ausdruck nur als pädagogisches Arbeitsmaterial nutzen. Abdruck nur auf Nachfrage gestattet.

Seit fast 30 Jahren begleiten die Zartbitter-Smilies nun unsere Arbeit. Die Illustratorin Dorothee Wolters gestaltete diese für die erste Ausgabe des bis heute beliebten, inzwischen neu illustrierten Präventionsklassiker „SchönBlöd – Bilderbuch über schöne und blöde Gefühle“ – lange bevor Smilies ihren Hype in der digitalen Welt erlebten.

Bis heute sind die Zartbitter-Smilies ein von uns häufig genutztes Präventionsmaterial, das wir Ihnen heute zum kostenlosen Download zur Verfügung stellen.

Smilie-Spiegel sind bei Kindern im Vor- und Grundschulalter sehr beliebt. Die gelben Smilies (kleines Format) einfach auf Folie ausdrucken und auf Spiegelkacheln aufkleben. Anschließend entsprechend der Körpergröße der Kinder aufhängen.

Im Eingangsbereich unserer Beratungsstelle hängen seit nunmehr 20 Jahren mehrere  Smilie-Spiegel (Strahlen, offenes Lachen, Trauer, Erschrecken und Wut) auf zwei Höhen übereinander, so dass sehr kleine und auch schon etwas größere Kinder sich im Spiegelbild sehen. Viele Mädchen und Jungen lieben es, mit ihrer Mimik den Ausdruck des jeweiligen Smilie nachzumachen.

Laminierte Smilies gehören zum festen Bestandteil der Zartbitter-Workshop-Koffer.

Laminierte Smilies nutzen wir als bildgestütztes Kommunikationsmittel zur Bewertung von Situationen – insbesondere in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen. Auch kann man die Smilies  als Vorlage für Kleingruppen einsetzen, die z.B. entsprechend dem jeweiligen Smilie eine Rollenspielszene entwickeln.

Die DIN A4 Vorlagen der Smilies (großes Format) in der gesamten Größe ausdrucken. Anschließend Smilies ausschneiden, in DIN A4-Format laminieren und nochmals mit etwas Rand ausschneiden. Dieser Laminiervorgang ist unter Berücksichtigung der Stabilität des Arbeitsmaterials notwendig. Da noch nicht alle Institutionen über einen Farbkopierer verfügen, haben wir die Vorlagen auch in schwarz-weiß beigefügt, so dass man sie auf farbigem Papier ausdrucken kann.

Zum Download:

 

Literaturempfehlungen:

Enders, U./Schlingmann, T. (2018). Nachhaltige Aufarbeitung aktueller Fälle sexuellen Missbrauchs durch Erwachsene und sexueller Übergriffe durch Kinder und Jugendliche in Institutionen. In. Weinheim:  Oppermann u.a.(Hg.).  Lehrbuch Schutzkonzepte in pädagogischen Organisationen. Beltz/Juventa

Vor wenigen Wochen ist das Lehrbuch des Online-Kurses zu Schutzkonzepten in der Reihe www.elearning-kinderschutz.de auch in Buchform bei Betz/Juventa erschienen.

In den Grundlagentext zur nachhaltigen Aufarbeitung aktueller Fälle sexuellen Missbrauchs durch Erwachsene und sexueller Übergriffe durch Kinder und Jugendliche in Institutionen entstand nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jahrelangen Beratungserfahrungen von Zartbitter Köln und Tauwetter Berlin und der sozialwissenschaftlichen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland durch Ursula Enders und Dirk Bange.

Inhaltliche Aspekte des Grundlagenartikels:

Maschke, S. /Stecker, L.  (2018).  Sexuelle Gewalt: Erfahrungen Jugendlicher heute. Weinheim: Beltz

Dieses Buch liefert einen aktuellen Überblick über die Formen, die Häufigkeit und die Auswirkungen sexueller Gewalterfahrungen Jugendlicher: Wer ist betroffen von sexueller Gewalt? Wer ist Täter*in? Wo findet sexuelle Gewalt statt?
Die vorgestellte Studie gibt Lehrer*innen und anderen pädagogischen Fachkräften Antworten auf diese und weitere Fragen – unter anderem aus der Perspektive von direkt Betroffenen, Beobachter*innen sowie Jugendlichen, die sexuelle Gewalt ausüben.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem schulischen Kontext: Hier zeigen sich bestimmte Formen sexueller Gewalt besonders häufig. Gleichzeitig ist die Schule der Ort, an dem alle Jugendlichen zusammenkommen und der sich daher für Präventionsarbeit im Besonderen eignet.

Eine wertvolle wissenschaftliche Fundgrube für alle, die sich mit Konzepten der Intervention in Fälle und  in der Prävention von (sexualisierter) Peergewalt auseinandersetzen