Zartbitter Fachinformationen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das hat Zartbitter Köln in mehr als 30 Jahren noch nicht erlebt: Anfragen über Anfragen … nach Beratung, Informationen, Fortbildung … durch Ratsuchende, Institutionen, Presse, Politik … Der Missbrauchsskandal auf dem Campingplatz in Lügde scheint die Öffentlichkeit wachgerüttelt zu haben. Uns erreichten in den letzten Monaten zig Mails und Anrufe, die wir beim besten Willen nicht alle beantworten können. Seit etwa einer Woche können wir Schritt für Schritt wieder zumindest einen kleinen Teil des Tages für notwendige Tätigkeiten fest einplanen. So gelingt es uns dann doch noch, vor den Sommerferien eine Zartbitter-Fachinfo zusammenzustellen. Ein wenig Erleichterung verschafft es uns dabei, dass das Land in der letzten Woche nun endlich, nachdem sich Minister Dr. Stamp persönlich eingeschaltet hat eine erste bescheidene Erhöhung der Förderung der landesweiten Arbeit von Zartbitter schriftlich bestätigt hat. Damit ist unsere Arbeit noch keinesfalls abgesichert, doch sind wir zumindest etwas beruhigter. Es ist kaum auszuhalten, eine derart belastende Arbeit zu leisten, sich täglich mit Ohnmachtsdynamiken auseinanderzusetzen, und dann noch mit der Politik um die Finanzierung dieser Arbeit kämpfen zu müssen. Und immer wieder erleben wir die erstaunten Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern, die einfach nicht glauben können, dass viele Fachberatungsstellen gegen sexuellen Kindesmissbrauch heute noch Jahr für Jahr ums finanzielle Überleben kämpfen müssen. Das geht Zartbitter Köln ebenso wie landes- und bundesweit zahlreichen anderen Beratungsangeboten für kindliche Opfer sexueller Gewalt.

Heute informieren wir Sie über:

Ihnen allen wünsche ich auch im Namen meiner Kolleg*innen einen schönen Sommer!

Beste Grüße
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Fachtagung „Respekt für dich!“

- anlässlich des Wechsels der fachlichen Leitung von Zartbitter Köln


Nach mehr als 40 Jahren Arbeit mit kindlichen und jugendlichen Opfern sexueller Gewalt ist es für Ursula Enders an der Zeit, die fachliche Verantwortung für den Beratungsalltag der Kontakt- und Informationsstelle Zartbitter Köln abzugeben, jedoch nicht, sich aus der überregionalen fachlichen Auseinandersetzung zurückzuziehen. Dementsprechend träumt sie davon, in den nächsten Monaten Schritt für Schritt den Trubel des Beratungsalltags hinter sich zu lassen und hinter ihrem Laptop Platz zu nehmen. So möchte die (Un-)Ruheständlerin ihre Praxiserfahrungen zu Papier bringen und neue Präventionsmaterialien entwickeln und erproben. Das erste seit längerer Zeit vorbereitete kleine Projekt nutzen Sie just in diesem Augenblick: die Zartbitter-Fachinfo, die inzwischen von mehr als 9.500 Fachkräften abonniert wurde. Relativ lebendig geht es ebenso auf dem Twitter-Account von Zartbitter zu. Beide Projekte wird Ursula Enders erst einmal weiterbetreuen.

Die fachliche Verantwortung für den Beratungsalltag von Zartbitter Köln wird Ilka Villier übernehmen, die bereits seit 10 Jahren als Kindertherapeutin bei Zartbitter arbeitet und die inzwischen viele Fachkräfte als Referentin auf Fachtagungen kennengelernt haben.

So ein Rollenwechsel ist schon einen Paukenschlag wert: Einen solchen möchten wir mit dem Fachtag „Respekt für dich!“ setzen und versprechen uns durch eine spannende Diskussion mit der Politik etwas Bewegung in die bisher eher zähe Praxis der Implementierung von Schutzkonzepten in Schulen, Vereinen, Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe.

Das Programm der Fachtagung spricht für sich – Änderungen vorbehalten: Falls Sie Interesse an der Teilnahme an der Fachtagung haben, schicken Sie uns doch bitte vorab eine Mail an info@zartbitter.de. Wir mailen Ihnen dann vor der endgültigen Ausschreibung Mitte August das Programm und das Anmeldeformular. …………………………………………………………………

Vor- und Schulpremiere des neuen Zartbitter-Jugendtheaterstücks „Respekt für dich!“



Die Produktion von Zartbitter-Theaterstücken und Präventionsmaterialien ist ein langer Weg mit vielen kleinen Schritten – insbesondere, da wir unsere Präventionsprojekte partizipativ entwickeln – unter Beteiligung von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachkräften. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem zum Beispiel ein Theaterstück eigentlich „bühnenreif“ ist. Dann finden vor Testpublikum eine oder mehrere Vorpremieren statt, anschließend gibt es unter Berücksichtigung der kritischen Rückmeldungen nochmals einen „Feinschliff“. Vorpremieren für „Respekt für dich!“ finden in Köln-Kalk statt.

07.09.2019 18.00 Uhr interne Premiere für Sponsoren, Friends, Theaterkunden, interessierte Fachkräfte und Zartbitter-Mitarbeiter*innen

08.09.2019 11.00 Uhr Vorpremiere für Schüler*innen

                                     Grußwort Stephan Glaremin, Leiter des Jugendamtes der Stadt Köln

08.09.2019 18.00 Uhr Theaterkunden und interessierte Fachkräfte

Wir werden einzelne Gruppen gezielt einladen. Interessierte Fachkolleg*innen, Lehrer*innen oder Veranstalter*innen, die das Jugendtheaterstück gerne kennenlernen möchten, schicken bitte eine Mail an booking@zartbitter.de, damit wir ihnen eine Einladung mailen können.
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Lügde ist kein Einzelfall. Versagen der Strafverfolgungsbehörden? Versagen der Jugendhilfe? – oder
etwa Versagen der Politik?

Stellungnahme von Ursula Enders anlässlich der Sachverständigenanhörung am 24.06.2019 im Landtag NRW


1987 hat Ursula Enders, Leiterin von Zartbitter e.V. Köln, die von ihr seinerzeit im Auftrag des Landes NRW im Rahmen des 5. Jugendberichtes der Landesregierung erstellte Expertise „Sexueller Kindesmissbrauch und Jugendhilfe“ veröffentlicht. In ihrer Stellungnahme anlässlich der Expertenanhörung im Landtag NRW zum Schutze von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch bilanziert sie nun die landespolitischen Entwicklungen zum Schutze von Kindern und Jugendlichen in den letzten 30 Jahren nach der Veröffentlichung der Expertise. Zugleich stellt sie (fach-)politische Forderungen an Weiterentwicklung der Hilfen für Betroffene und Konzepte der Prävention.

Dr. Joachim Stamp, Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW, hat in den letzten Monaten einen intensiven Dialog mit Expert*innen, Verbänden und Jugendämtern über notwendige Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie Hilfen für Betroffene und ihre Vertrauenspersonen geführt, an dem auch Zartbitter Köln beteiligt war. Inzwischen hat das Ministerium einen umfangreichen, Entwurf entsprechender Maßnahmen vorgelegt. Dieser ist sehr differenziert und fachlich fundiert. Keinesfalls wollen wir den Tag vor dem Abend loben, doch wenn die in der Diskussionsvorlage des Ministeriums skizzierten Maßnahmen umgesetzt würden, dann würde NRW wieder eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen.

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Unterstützung für Betroffene in der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in Institutionen

„Die Missbrauchshandlungen des Täters und deren Vertuschung waren das eine, die Umgangsweise der Institution im Rahmen der Aufarbeitung das andere.“
(Zitat eines Betroffenen)


In den letzten Jahren wurde zunehmend deutlich, dass Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in Kirchen, Heimen, Schulen, Kindertagesstätten … ein extrem anstrengender Prozess ist – insbesondere für betroffene Familien. Im Rahmen eines Fachgespräches zur Erarbeitung von Eckpunkten für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs hat Ursula Enders am 08. Mai 2019 auf Einladung der UKASK (Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs) ein Input-Referat über die „Begleitung von Betroffenen(-gruppen) in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in Institutionen“ gehalten, das inzwischen in ausführlicher Form verschriftlicht wurde. Der Vortrag gibt zahlreiche Anregungen, die man zum Beispiel auch im Rahmen einer Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Staufen und Lügde berücksichtigen sollte.

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Zartbitter-Theaterstück „Sina und Tim spielen Doktor“ für Kinder im Kindergartenalter und des 1. Schuljahres tourt nun auch außerhalb von Köln



Der Erfolg unseres Präventionsprojektes „Sina & Tim“ ist neben anderen Zartbitter-Präventionsprojekten eine der Kraftquellen für uns Mitarbeiter*innen. Nicht nur, dass das Bilderbuch „Sina &Tim“ sich mehr und mehr zu einem Standardmaterial der Sexualerziehung und Präventionsarbeit gegen sexuelle Übergriffe entwickelt, das Theaterstück „Sina und Tim spielen Doktor“ begeistert Kinder, Eltern und Fachkräfte.

Im letzten Jahr haben wir das Theaterstück in einigen 1. Klassen an Grundschulen kurz nach der Einschulung erprobt. Auch hier hat es sich bewährt: Die Kinder haben die sehr liebevolle Inszenierung des Puppentheaterstücks genossen und durchweg anschließend in ihren Klassen sich über einem achtsamen Umgang mit persönlichen Grenzen ausgetauscht.

Inzwischen hat das Solostück aufgrund der großen Nachfrage eine vierte Besetzung. Alexe Limbach, Imke Schreiber und Massimo Tuveri haben Britta Weyers, eine schauspielerisch überzeugende und aus jahrelanger Zusammenarbeit vertraute Kollegin, dafür gewinnen können, einige der zahlreichen Auftritte zu übernehmen. Wir Zartbitter-Berater*innen sind sehr glücklich darüber, mit vier Kolleg*innen arbeiten zu dürfen, die nicht nur sehr talentierte Schauspieler*innen sind, sondern ebenso alle über fundierte fachliche Qualifikationen für die Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt verfügen – u.a. als Traumapädagog*innen, Theaterpädagoginnen, Erzieherin und anderen Zusatzqualifikationen. Alle arbeiten seit Jahren in Zartbitter-Präventionsprojekten mit: Massimo Tuveri seit 1993, Alexe Limbach seit 1998, Imke Schreiber seit 2007, Britta Weyers seit 2008.

Dank der personellen Erweiterung können wir in Zukunft auch die Stadtgrenzen überschreiten und – zunächst in Kindertagesstätten, Pfarrgemeinden, Familienbildungsstätten… im Kölner Umland auftreten. Da wir im Herbst 2019 aufgrund der Fachtagung am 01.10. und der Premiere des Jugendtheaterstücks ein „straffes“ Programm haben, müssen wir die Auftritte in Grundschulklassen zunächst auf Köln begrenzen. Langfristig werden aber auch Erstklässler*innen des Kölner Umlands die Chance haben „Sina und Tim“ kennenzulernen.

Kontakt: Frau Tomakidi booking@zartbitter.de

Presseberichte über Sina und Tim:

Artikel 1

Artikel 2

Artikel 3
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Neue Zartbitter-Materialien

Voll Krass –
Cartoon gegen sexuelle Anmache von männlichen Jugendlichen durch Freier




Männliche Jugendliche berichten nicht selten über sexuelle Belästigungen durch Freier – insbesondere Jugendliche mit Fluchterfahrung, die von Kommunen in Unterkünften in der Nähe der Rotlichtbezirke untergebracht wurden.

Der Cartoon „Voll krass…“ entstand im Rahmen eines Workshops mit jungen Männern mit Fluchterfahrung und basiert auf deren Erfahrungen. Diese entspricht aber durchaus auch der Erfahrung vieler Jugendlicher ohne Fluchterfahrung.

Die ersten Szenen des Cartoons stellen dar, wie ein Jugendlicher misstrauisch auf die Kontaktaufnahme eines Mannes reagiert und nicht so weiß, was der von ihm will. Die Denkblase des Mannes verrät, dass dieser auf der Suche nach einem sexuellen Kontakt ist. Erst als dieser den Jugendlichen festhält, ihm Geld anbietet und zum zweiten Mal fragt, ob er mitkomme, wird dem Jugendlichen schlagartig das Anliegen des Freiers klar. Er reagiert wütend und stellt klar, dass es mit ihm keinen Sex für Geld gibt.

Der Cartoon entstand im Rahmen des Projektes „gender fair play!“, ein Projekt zur Wertediskusssion, gefördert von der Stadt Köln und dem Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.

Zu beziehen über den Zartbitter-Onlineshop
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Das geht gar nicht!
Cartoon gegen sexuelle Belästigung von jugendlichen Mädchen im öffentlichen Raum




Der öffentliche Raum - insbesondere der öffentliche Nahverkehr sowie Bars/Diskotheken – ist einer der von Jugendlichen am häufigsten benannten Orte, wenn sie nach Tatorten erlebter sexueller Übergriffe befragt werden. ( z.B. SPEAK-Studie 2017)

In dem Cartoon „Das geht gar nicht!“ wird das Erlebnis eines Jugendlichen mit Migrationshintergund dargestellt, der die sexuelle Belästigung einer weiblichen Jugendlichen beobachtet. Als diese eine Haltestelle betritt, wenden sich ihr zwei junge Männer zu. Die junge Frau hat ganz offensichtlich schon zuvor sexuelle Belästigungen erfahren und schätzt die Situation realistisch ein. Sie denkt: „Nicht schon wieder…“. In der nächsten Szene versucht tatsächlich einer der beiden jungen Männer der jungen Frau ihr Kopftuch vom Kopf zu ziehen, der andere belästigt sie, indem er ihr von hinten auf den Po klatscht.

Die Szene wird von einem dritten Jugendlichen beobachtet, der auch später die Idee zu diesem Cartoon hat. Dieser zeigt Zivilcourage und stellt sich schützend vor die Jugendliche. Er benennt den Übergriff mit klaren Worten: „Das ist sexuelle Gewalt!“ Die beiden übergriffigen jungen Männer sind ganz offensichtlich erstaunt, dass sich ein Fremder für den Schutz der jungen Frau einsetzt.

Der Cartoon ist entstanden im Rahmen des Projektes „gender fair play!“, ein Projekt zur Wertediskussion, gefördert durch die Stadt Köln und dem Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.

Zu beziehen über den Zartbitter-Onlineshop

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