Zur Konzeption von Platzverweis
Wissen ist Macht!
Die Broschüre "Platzverweis! Tipps für Jungen gegen sexuelle Übergriffe im Sport!" vermittelt sowohl männlichen Kindern und Jugendlichen als auch Eltern grundlegende Infor- mationen über die sexuelle Ausbeutung von Jungen im Sport. Klare Definitionen von Formen sexueller Belästigung und strafrechtlich relevanten Formen sexuellen Missbrauchs mit und ohne Körperkontakt helfen Jungen sexuelle Grenzüber- schreitungen als solche zu erkennen und diese zu benennen. Die Broschüre räumt mit dem Vorurteil auf, dass nur Mädchen vergewaltigt werden können und gibt durch sehr sachliche Beschreibungen von Formen sexueller Gewalt betroffenen Jungen Beispiele, wie sie das ihnen zugefügte Verbrechen benennen können. Mütter und Väter können die Broschüre gemeinsam mit ihren Söhnen lesen und bekommen so eine Hilfestellung, um mit ihren Kindern über das bisher tabuisierte Thema zu sprechen. Korrektur der von Tätern verwirrten Norm Die Figur eines kleinen Trillerpfeifenmännchens nimmt wie ein Schiedsrichter zu den Aussagen der Broschüre Stellung. Sie kommentiert z.B. sexuelle Belästigung durch Blicke unter der Dusche mit der Feststellung: "Glotzen verboten!" Bei eindeutigen strafrechtlichen Formen sexuellen Missbrauchs fordert das Trillerpfeifenmännchen "Sperre –lebenslang!" Unterstrichen werden die Bewertungen der Trillerpfeife durch zusammenfassende Merksätze – z.B.: "Niemand darf dich bedrohen, dir Angst machen, dich erpressen oder zu sexuellen Handlungen überreden." Durch ihre klaren Aussagen setzt die Broschüre ein deutliches Gegengewicht zu der von Tätern systematisch betriebenen Verwirrung kindlicher Normvorstellungen. Diese versuchen oftmals ihren Opfern wie bei einer Gehirnwäsche systematisch einzureden, dass sexueller Missbrauch von Kindern normal sei. Dieser Täterstrategie setzt "Platzverweis" klare Aussagen entgegen und untermauert diese durch Information über gesetzliche Regelungen. Information über sexuelle Gewalt durch gleichaltrige und ältere Jugendliche In vielen Jungengruppen – auch im Sportbereich – herrscht unter den Jugendlichen eine Kultur der sexuellen Grenzverletzungen. Nicht selten sichern einige wenige Anführer durch die Ausübung sexueller Gewalt ihre Stellung innerhalb der Gruppe. Viele Jungen sind damit nicht einverstanden, geben sich nach außen hin jedoch cool und tun so, als ob ihnen dies nichts ausmache. So hoffen sie, weiteren Schikanen zu entgehen. Einige machen aus Angst vor Repressalien mit. "Platzverweis" stärkt die Position der Jungen, die mit der Ausübung sexueller Gewalt nicht einverstanden sind und fordert diese zur Solidarität untereinander auf. Damit leistet die Broschüre "Platzverweis" auch einen Beitrag zur Täterprävention. Die Tricks der Täter durchschauen Oft ist es schwer, die Tricks der Täter zu checken. "Platzverweis" informiert über die typischen Tricks von Tätern im Sportbereich. Diese Informationen erleichtert es Jungen und Eltern die Tricks der Täter in vielen Fällen schon in den Anfängen zu erkennen und die sexuellen Übergriffe zu stoppen. betroffenen Jungen hilft es im Nachhinein, die Gemeinheit der Täter zu durchschauen.. Der Beratungsalltag bei Zartbitter macht immer wieder deutlich, dass klare Informationen betroffenen Jungen Schuldgefühle nehmen. Oftmals glauben die Opfer zunächst, sie hätten freiwillig mitgemacht. Erkennen sie, mit welch hinterhältigen Tricks Täter sie reingelegt haben, können sie leichter die Schuld dahin zurückgeben, wo sie hingehört – zum Täter. Unterstützung für betroffene Jungen Kinder und Jugendliche haben große Chancen, sexuelle Gewalterfahrungen zu verarbeiten, wenn sich ihre Vertrauenspersonen auf ihre Seite stellen und nachvollziehen können, wie es ihnen geht. Allzu großes Mitleid hilft ihnen weniger als eine ruhige Unterstützung, die auf einem Verständnis ihrer Reaktionsweisen basiert. Die Broschüre "Platzverweis" informiert über typische Konflikte und Belastungen betroffener Jungen und zeigt Möglichkeiten auf, wo sie Hilfe finden können, denn – so die Botschaft: Sich Hilfe holen ist nicht feige, sondern mutig! Solidarität der anderen Jungen und der Eltern Der Cartoon "Platzverweis" ist ein zweiter Baustein für die Prävention gegen die sexuelle Ausbeutung von Jungen im Sport. Er gibt ein Beispiel, wie Sportkameraden und Eltern einem betroffenen Jungen, der vom Fußballtrainer begrapscht wird, solidarisch zur Seite stehen. Dieses Material nimmt vor allem Mütter und Väter in die Pflicht, sich aktiv für die Opfer einzusetzen und Tätern Grenzen zu setzen. In dem Cartoon stellen sich die Eltern ihrer Verantwortung und setzen einen klaren Platzverweis des Trainers durch. Zartbitter e.V., Köln |