Sichere Räume schaffen!
Mädchen und Jungen vor Übergriffen
schützen
Zartbitter
stellt neues gemeinsam mit Kindern erstelltes Präventionsmaterial für
Grundschulen vor
Hier geht's zur animierten Illustration Schulhof »»
„Wenn Kinder über ihre Rechte informiert werden, an der
Formulierung der Rechte in ihrer Einrichtung beteiligt werden, dann fällt es
ihnen leicht, die Grenzen anderer zu achten. Dann tragen sie untereinander
dafür Sorge, dass sie grenzachtend miteinander umgehen“ – mit diesen Worten
zieht Ursula Enders, Leiterin von Zartbitter Köln, eine erste
Zwischenbilanz aus den Erfahrungen eines
Kooperationsprojektes mit zwei Kölner Grundschulen des Kölner Nordens.
Gemeinsam mit Zartbitter hatten sich die Schulleitungen und Pädagoginnen und
Pädagogen der Katholischen Grundschule und der Gemeinschaftsgrundschule am Erlenweg
in Köln Bickendorf auf den Weg gemacht, um im Rahmen eines Modellprojektes
gemeinsam für beide Schulen ein institutionelles Schutzkonzept zu erstellen.
Ziel des zweijährigen Projektes ist es, nachhaltige Präventionsangebote für
Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte zu entwickeln und dazu Materialien
zu erstellen.
Als erstes Ergebnis wird nun ein Wimmelbild präsentiert, das
von den Kindern entwickelte Alltagsszenen des Miteinanders auf dem Schulhof
darstellt. Das Bild kann auf die Homepage von Schulen gestellt werden. Fährt
man mit dem Cursor über einzelne Szenen, so gehen Pop ups auf, die nicht nur
die Szene vergrößert darstellen, sondern zugleich Kinderrechte und
Präventionsbotschaften benennen (zum Beispiel „Jedes Kind hat das Recht sich in
der Schule wohlzufühlen!“ oder „Stopp! Zwangsküssen ist gemein!“). Die Pop ups
können über QR-Code auf Smartphones gedownloadet werden.
Die Gestaltung des Präventionsmaterials ist inklusiv. Es
bildet nicht nur die Einzigartigkeit kindlichen Erlebens von Mädchen und Jungen ab, sondern zeigt
ebenso Kinder mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund als auch mit und
ohne Beeinträchtigungen (z. B. ein Kind mit Carbon-Prothese). Die Gestaltung
des von der Kölner Illustratorin Dorothee Wolters Materials wird auch den besonderen Ansprüchen von
Kindern mit Sehschädigung gerecht.
Sich selbst als
vertrauenswürdig erweisen
Pädagoginnen und Pädagogen sind in der Verantwortung, aktiv
zum Schutz der Betroffenen einzugreifen, wenn die Grenzen von Mädchen und
Jungen durch andere Kinder verletzt werden. Tun sie dies, so erweisen sie sich
als vertrauenswürdig. Kinder finden dann leicht den Mut, sich ihnen
anzuvertrauen, wenn ihre Grenzen innerhalb und außerhalb der Schule verletzt
werden. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) belegt, dass
Lehrerinnen und Lehrer auch bei sexuellem Missbrauch in und im Umfeld der
Familie mit die wichtigsten Vertrauenspersonen für Mädchen und Jungen sind.
Angstmache und strikte Verbote sind keine guten Ratgeber in der
Präventionsarbeit, denn sie lähmen die Widerstandskraft von Mädchen und Jungen gegen
sexuelle Übergriffe. Deshalb wird das von Kindern, pädagogischen Fachkräften
der Schule und Zartbitter gemeinsam entwickelte Material von Lebensfreude
getragen und vermittelt Mädchen und Jungen das Recht auf Hilfe.
Zartbitter erlebt immer wieder, dass Kinder untereinander
über erlebte sexuelle und andere Grenzverletzungen offen sprechen können. Meist
sind es die Freundinnen und Freunde, denen sie sich anvertrauen. Es ist das
Problem der Erwachsenen, die richtigen Worte zu finden, um mit Kindern ins
Gespräch zu kommen. Mit dem animierten Wimmelbild möchte Zartbitter
Pädagoginnen und Pädagogen sowie Müttern und Vätern eine Hilfestellung im
Gespräch mit den ihnen anvertrauten Kindern geben.
Zur Nachhaltigkeit
des Präventionsprojektes
Das Modellprojekt zur Entwicklung eines institutionellen
Schutzkonzeptes an den beiden Grundschulen ist nachhaltig. Die
Entwicklungsphase läuft über zwei Jahre, anschließend sollen Teilprojekte
regelmäßig für neue Klassen weitergeführt werden. Zum Auftakt des Projektes
führte Zartbitter das Präventionstheaterstück „Ganz schön blöd“ für alle Kinder
beider Schulen auf. Die Eltern wurden zu einem Sonderauftritt eingeladen. Auch
erlebten sie „zwangsläufig“ die Inhalte des Präventionstheaterstücks, da alle
Mädchen und Jungen eine CD zum Theaterstück geschenkt bekamen und diese – so
die Berichte von Eltern und pädagogischen Fachkräften – immer wieder hören. An
der Produktion der CD war u. a. Hella von Sinnen als eine der Sprecherinnen
beteiligt. Mit Beginn des neuen Schuljahres werden in den Klassen die
Zartbitter Präventionsworkshops „Fair ist cool“ durchgeführt. Die Workshops wurden
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit dem 1. Preis des
Wettbewerbs „Wege ins Netz“ in der Kategorie „Praktische Hilfe und
Unterstützung: Internetneulinge begleiten“ prämiert.
Die Grundschulen und Zartbitter haben noch viele Ideen, die
sie gerne gemeinsam realisieren möchten. Für das nächste Frühjahr ist zum
Beispiel die Erstellung eines animierten Wimmelbildes zum Alltag in den
Schulgebäuden geplant.
Die ersten Zwischenergebnisse der guten Zusammenarbeit wollen
Schülerinnen und Schüler, die Teams der
Grundschulen und von Zartbitter gemeinsam mit Müttern und Vätern und vielen
Freundinnen und Freunden der Schule im Rahmen eines Kinderrechtefestes feiern.
Der ganz große Dank von Zartbitter e.V. gilt dem Lions Club
Theophanu, der als treuer Spender von Zartbitter die Realisierung des
nachhaltigen Präventionsprojektes ermöglichte. Ebenso bedankt sich Zartbitter bei
den Lehrerinnen und Lehrern und vor
allem den beiden Schulsozialarbeiterinnen
der Kölner Grundschulen für ihr großes
Engagement.
Gerne können andere Schulen die Materialien
nutzen. Kölner Schulen bekommen die Daten des animierten Wimmelbildes mit ihrem
Logo von Zartbitter kostenlos zur Verfügung gestellt, Schulen von außerhalb
gegen einen Unkostenbeitrag. Die Grundschulen und Zartbitter würden sich
freuen, wenn viele Schulen dieses Angebot nutzen. |