Was Sie als Eltern wissen müssen
Kinder und Jugendliche kennen sich mit der Technik des Datennetzes in der Regel weitaus besser aus als Erwachsene, doch begegnen sie Tätern und Täterinnen im Netz völlig unvorbereitet und sind folglich nicht in der Lage, deren Strategien zu durchschauen. Viele Mädchen und Jungen kommen zum Beispiel gar nicht auf die Idee, dass die Angaben zur Person (Porträts), die ihnen Gesprächspartner mailen, gefälscht sein können. | |
Kinder
und Jugendliche kennen sich mit der Technik des Datennetzes in der Regel
weitaus besser aus als Erwachsene, doch begegnen sie Tätern und Täterinnen im
Netz völlig unvorbereitet und sind folglich nicht in der Lage, deren Strategien
zu durchschauen. Viele Mädchen und Jungen kommen zum Beispiel gar nicht auf die
Idee, dass die Angaben zur Person (Porträts), die ihnen Gesprächspartner
mailen, gefälscht sein können.
Die
meisten jungen Chatterinnen und Chatter fühlen sich vor dem Bildschirm in ihrer
vertrauten Umgebung sicher. Aus dem Bewusstsein der Stärke lassen sie sich
nicht selten auch bei eindeutiger sexueller Anmache auf Chatdialoge mit Tätern
und Täterinnen ein, auf die sie sich im realen Leben niemals einlassen würden.
Die Folgen für ihre seelische Gesundheit können sie nicht abschätzen.
Bei einem normalen Kontakt im realen Leben begegnen Kinder fremden Erwachsenen meist mit einer gesunden Distanz. In Chaträumen sieht man das äußere Erscheinungsbild des Gegenübers nicht und hat somit oftmals zu Personen Kontakt, mit denen man im Alltag aufgrund einer wenig sympathischen Ausstrahlung niemals reden würde. Im Chat wird sich mehr oder weniger generell geduzt. Damit fällt ein im deutschen Sprachraum üblicher Ausdruck des Respekts vor der persönlichen Intimsphäre des anderen weg; es wird eine trügerische Atmosphäre der Vertrautheit geschaffen. Kinder und Jugendliche genießen es, sich mit Erwachsenen "gleichberechtigt" austauschen zu können und begegnen ihren erwachsenen "Chatfreunden" häufig mit der gleichen Vertrautheit wie ihren gleichaltrigen Freundinnen und Freunden im realen Leben: Oftmals sind sie ihren "Chatfreunden" gegenüber sogar noch offener und geben ihnen sehr persönliche Informationen, die auf keinen Fall an Dritte gelangen sollen. Es gibt keine typischen Opfer sexueller Ausbeutung in Chaträumen. Gefährdet sind auch Kinder deren Eltern davon überzeugt sind, dass ihre selbstbewussten Töchter und Söhne garantiert nicht zum Opfer werden. Diesen Mädchen und Jungen mangelt es häufig an gesundem Misstrauen. Sie überschätzen ihre Widerstandskraft und unterschätzen die kriminelle Energie, die List und Tücke der Täter und Täterinnen. Im Chat wird nicht nur sexuelle Gewalt durch erwachsene Männer und Frauen verübt, sondern vielfach auch durch Jugendliche. Erwachsene raten Mädchen und Jungen in der Regel, den Computer einfach auszumachen, falls sie im Internet auf etwas Beängstigendes stoßen. Eine solche "Flucht" beendet zwar die Konfrontation mit der Gewalt, was bleibt, ist jedoch das unverarbeitete Entsetzen über die Gewalt in Bild und Wort. Filterprogramme zum Schutze vor jugendgefährdenden Inhalten funktionieren in Chaträumen grundsätzlich nicht. Sie können die Chatdialoge nicht überwachen. Filterprogramme können Chaträume nur komplett sperren. Einige Chatanbieter haben deshalb eine Software installiert, die bestimmte Begriffe durch andere ersetzt. Schreibt man das Wort "Sex", so erscheint etwa im Chat "Blumen". Viele Chatter tricksen die Filterprogramme: Sie schreiben z.B. "s*e*x" statt "sex".
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