Haben Kinder in der Stadt oder auf dem Land ein höheres Risiko missbraucht zu werden?
Viele Erwachsene glauben, dass Kinder auf dem Land, wo die Welt noch in
Ordnung sein soll und jeder jeden kennt, weniger häufig missbraucht werden als
in der Stadt. Dem ist aber nicht so. Die Forschung belegt durchgängig: je
stärker die religiöse Orientierung und je traditioneller die Werte, um so
größer das Risiko von Kindern, Opfer sexueller Gewalt zu werden – und zwar
innerhalb als auch außerhalb der Familie. Und dies ist in ländlichen Gegenden
der Fall.
Gleichzeitig können sich Täter und Täterinnen auf dem Land in einer gewissen Sicherheit wiegen, denn in ländlichen Gegenden wird Missbrauch noch weniger aufgedeckt als in der Stadt. Es ist eine altbekannte Lebensweisheit, dass das, was hinter der Haustür eines Einfamilienhauses geschieht, meist noch weniger bekannt wird, als das, was hinter der Wohnungstür eines Miethauses stattfindet. Eben weil jeder jeden kennt, wagen es die Opfer aus ländlichen Gegenden es kaum, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen. Ebenso ihre Eltern scheuen oftmals die offene Konfrontation. Aus Angst vor dem Verlust sozialer Kontakte oder aus Rücksichtsnahme auf die Familie des Täters/der Täterin decken sie häufig den Mantel des Schweigens über das an ihrem Kind verübte Verbrechen. © Zartbitter e.V. |