Über Ursachen der sexuellen Ausbeutung von Frauen weiß man noch nicht sehr
viel, denn es gibt bisher kaum Forschung zu dieser Fragestellung. Doch eines
ist jetzt schon unumstritten: Sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Jungen durch
Frauen und jugendliche Mädchen hat weder etwas damit zu tun, dass die
Täterinnen alle psychisch krank oder sexuell unbefriedigt sind, noch besteht
ein Zusammenhang zwischen Homosexualität und Täterinnenschaft.
Für die Ursachen des sexuellen Missbrauchs durch Frauen und jugendliche Mädchen
gibt es bisher folgende erste Erklärungsversuche:
- Der Missbrauch durch Frauen und jugendliche Mädchen ist ebenso wie bei
männlichen Tätern ein Machtmissbrauch. In Beruf und Politik sind Frauen bis zu
heutigen Tage noch immer gesellschaftlich benachteiligt. Hier haben in der
Regel Männer mehr Macht als Frauen: Männer haben die besseren beruflichen
Positionen und verdienen mehr Geld. In pädagogischen Arbeitsfeldern und im Privatbereich
haben jedoch auch Frauen eine Machtposition gegenüber den "eigenen"
Kindern. Diese Macht nutzen Täterinnen aus, wenn sie Kinder und Jugendliche
missbrauchen.
- Täterinnen erfahren ihre Verantwortlichkeit für Kinder oftmals als Ursache
ihrer gesellschaftlichen Benachteiligung. Anstatt für eine Verbesserung ihrer
Lebensbedingungen als Frau zu kämpfen, leben sie ihre Wut über ihre
gesellschaftliche Benachteiligung gegen Mädchen und Jungen aus, indem sie diese
missbrauchen.
- Frauen richten ihre Wut eher gegen sich selbst als gegen Andere.
Dementsprechend verletzen sie sich bei Konflikten oftmals eher selbst und ihre
kleinen Geschlechtsgenossinnen, als dass sie sich mit Männern
auseinandersetzen. So beginnen z.B. einige Mütter, ihre Töchter zu missbrauchen,
wenn sie erfahren, dass ihr Partner diese zuvor missbraucht hat.
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Ein weiteres Motiv der sexuellen Ausbeutung von Jungen und Mädchen durch
Täterinnen liegt im Neid der Erwachsenen/der Jugendlichen begründet. Diese
neiden Kindern ihre Lebendigkeit und den Genuss der eigenen Sexualität. Kleinen
Mädchen neiden sie zudem den Genuss ihrer Weiblichkeit und den noch
unmittelbaren Bezug zur eigenen Aggression. Einige jugendliche Mädchen
missbrauchen auch ihre jüngeren Geschwister aus Wut darüber, dass diese es scheinbar
besser oder leichter haben als sie selber.
- Erfahrungen von Opfern der sexuellen Ausbeutung durch Frauen weisen darauf
hin, dass beim Missbrauch von Mädchen durch Mütter einige Täterinnen den Körper
der Töchter als ihren Besitz ansehen. Auch betrachten einige den Körper der
Tochter als eine biologische und psychologische Verlängerung des eigenen
Körpers, als ein Teil von sich selbst. Dementsprechend behaupten sie, sie
hätten das Recht, mit dem Körper der Tochter machen zu dürfen, was sie wollen.
- Einige Täterinnen haben in ihrer Kindheit selbst sexuelle Gewalt erfahren.
In diesem Zusammenhang ist auffallend, dass auch Täterinnen häufig in ihrer
Kindheit oder Jugend durch ältere/stärkere Kinder und Jugendliche sexuell
ausgebeutet wurden (z.B. durch den Bruder).
Doch bei allem Verständnis für die
Lebensgeschichten und Belastungen einer jeden Täterin ist und bleibt es die
persönliche Verantwortung einer jeden Frau/einer jeden Jugendlichen, ihre Macht
gegenüber Mädchen und Jungen nicht zu missbrauchen und das Recht von Kindern
und Jugendlichen auf sexuelle Selbstbestimmung zu achten!
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