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Pornografische Ausbeutung von Kindern nimmt zu…

Anzeige und was dann? Opfer bleiben auch heute noch ohne Hilfe

Internet_Freund Blase Zwei Jahre nach der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs in Institution hat sich die Situation der aktuell betroffenen Mädchen und Jungen kaum verbessert. Die im Mai 2012 veröffentlichten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wiesen für das Jahr 2011 eine Steigerung der Anzeigen bezüglich sexuellen Missbrauchs von 4,9 % und der Anzeigen bezüglich des Besitzes und der Beschaffung von Kinderpornografie von 23,3 % aus. Es stellt sich die Frage, ob die höhere Zahlen der angezeigten Fälle nur aus einer Zunahme kinderpornografischer Ausbeutung resultieren oder ob sie Ausdruck einer erhöhten Anzeigebereitschaft sind, nachdem das Problembewusstsein gegenüber sexuellem Missbrauch gestiegen ist.

Hilfe können allerdings bis heute die meisten Opfer und ihre Vertrauenspersonen ohnehin kaum erwarten, denn die Politik ist bisher in der politischen Aufarbeitung strafrechtlich verjährter Fälle des letzten Jahrhunderts stecken geblieben und hat bisher kaum Hilfen für Mädchen und Jungen, junge Frauen und Männer finanziell abgesichert. Die meisten Kinder bleiben nachwievor in ihrer Not allein – ebenso wie  die ehemaligen Opfer vor 20, 30, 40… Jahren.

Bagatellisierung der pornografischen Ausbeutung von Mädchen und Jungen

Unstrittig ist in Fachkreisen, dass der Besitz und die Beschaffung von Kinderpornografie zugenommen haben. „In der Beratungsarbeit mit kindlichen und jugendlichen Opfern sexualisierter Gewalt ist Zartbitter in letzten Jahren zunehmend mit Fällen konfrontiert, in denen jugendliche und erwachsene Täter die Gewalthandlungen filmten bzw. pornografische Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen machten – zum Beispiel indem sie die Opfer aufforderten, sich vor der Webcam zu befriedigen,“ berichtet Dr. Frederic Vobbe, Berater bei Zartbitter. Die Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch arbeitet seit Mitte der 90er Jahre mit kindlichen Opfern aus Pornoproduktionen - lange bevor die breite Öffentlichkeit sich des Problems bewusst wurde. Seit Anfang des neuen Jahrtausends entwickelt Zartbitter Konzepte der Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt in den Medien. Die Zartbitter- Präventionstheaterstücke und Workshops werden zum Beispiel seit vielen Jahren jährlich von 40.000 bis 80.000 Kindern und Jugendlichen besucht. Im alltäglichen Kontakt mit Mädchen und Jungen erfahren die Fachkräfte von Zartbitter, „was im Netz wirklich Sache ist“. Sie wissen um das steigende Ausmaß der pornografischen Ausbeutung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Entsprechend vehement hat sich Zartbitter gegen die im Herbst 2011 vorläufigen Ergebnisse eines Dunkelfelduntersuchung zum Ausmaß sexuellen Missbrauchs des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen (KFN) gewehrt. Die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführte Untersuchung unter Leitung von Prof. Pfeiffer hatte es versäumt, die Definition sexuellen Missbrauchs dem aktuellen Stand der Gesetzgebung anzupassen. In der Untersuchung waren u.a. strafrechtlich relevante Aufzeichnung sexueller Handlungen von Kindern per Webcam und die Konfrontation von Kindern und Jungendlichen mit harter Pornografie via Handy und Internet nicht erfasst worden. Zartbitter hofft nun, dass die neuen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik einer weiteren Bagatellisierung der Problematik durch einige Wissenschaftler entgegen wirken und die Politik wachrüttelt, damit sie endlich eine flächendeckende Versorgung der Opfer von Kinderpornografie sicher stellt.

© Zartbitter e.V. 26.07.2012



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